Ein Trip auf dem Taunus Schinderhannes Steig

Der Taunus lässt sich auf einer Wanderung von seiner schönsten Seite entdecken und bietet in gleich zwei Naturparken, dem Naturpark Taunus und dem Naturpark Rhein-Taunus, eine Vielzahl von Wanderwegen. Da war der Plan, ein Wanderwochenende im Taunus zu verbringen, schnell gefasst.

Bei der Überlegung, welche der vielen Wandermöglichkeiten im Taunus dafür in Frage kommen, standen wir vor der Wahl zwischen den beiden Qualitätswanderwegen „Limeserlebnispfad“ und „Taunus Schinderhannes Steig“, deren Auszeichnung als Qualitätswanderweg davon zeugt, dass eine durchgängig gute Beschilderung, eine interessante Wegeführung und geeignete Einkehrmöglichkeiten vorhanden sind. Beides sind Touren, die ich immer schon einmal erwandern wollte, da ich über beide schon so viel spannendes gelesen und gehört hatte.

Wir entschieden uns für den 38,5 km langen Taunus Schinderhannes Steig vom Gimbacher Hof in Kelkheim bis zur Kirchenruine Landstein in Weilrod und planten eine Übernachtung in der Gemeinde Glashütten ein, die etwa auf der Hälfte des Weges liegt, und beschlossen, den Weg von Süden nach Norden zu wandern. Pro Tag haben wir uns damit eine Strecke von ca. 20 km vorgenommen.


Die Burgstadt Eppstein © Sarah Menzebach
An unserem Wanderwochenende Ende Mai, seit Wochen geplant, hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter – es war sonnig, aber nicht zu heiß, vereinzelte Wolken spendeten Schatten.

Mit der Bahn ging es von Frankfurt aus nach Kelkheim. Ein durchgängiger RE, ca. 25 Minuten vom Frankfurter Hauptbahnhof, einfacher kann eine Anreise nicht sein. Vom Bahnhof in Kelkheim sind es ca. 1,5 km zum Startpunkt des Weges am Gimbacher Hof, aber da wir ein Wanderwochenende vor uns hatten, fiel diese kleine Erweiterung der Strecke nicht ins Gewicht.

Eine Infotafel am Gimbacher Hof bot eine erste Orientierung, so dass wir direkt loswandern konnten. Trotz der durchgängigen Ausschilderung empfiehlt es sich, eine Wanderkarte einzupacken, um jederzeit eine Orientierung zu haben.

© Sarah Mezebach

Kurz nach dem Start am Gimbacher Hof führt der Weg direkt in den Wald, ein kurzes Stück über den Waldlehrpfad Gundelhardt und vorbei an der gleichnamigen Gaststätte. Vorbei an Feldern und durch noch viel mehr Wald führte uns der meist pfadartige Steig weiter bis Eppstein.

Kurz vor Eppstein unternahmen wir einen kurzen Abstecher zur Mendelssohn Gedenkstätte, von der aus man einen tollen Ausblick auf Eppstein hat und eine kleine Pause einlegen kann. Eine ähnlich tolle Aussicht bietet aber auch der Kaisertempel am Wegesrand, durch dessen Innenraum ein Aussichtspunkt erreichbar ist. Ein recht steiler Abstieg führte uns anschließend in die Burgstadt Eppstein hinein. Wahrzeichen der Stadt ist die Burg, zu der wir nur einen kurzen Abstecher machten. Aber da wir aber noch einen weiten Weg vor uns hatten, verschoben wir eine Burgbesichtigung auf den nächsten Besuch in Eppstein.

Eppstein von oben - immer wieder schön © Sarah Menzebach
Hinter Eppstein ging es nun ein ganzes Stück bergauf, hinauf nach Eppenhain und von dort weiter bis zum Atzelberg. In den nächsten Jahren soll hier ein neuer Turm entstehen, der einen weiten Ausblick über den Taunus und bei guter Sicht sogar bis zum Wester- und Odenwald ermöglichen wird. Vom Atzelberg führte uns der Weg stetig abwärts bis Schlossborn, von wo aus es nicht mehr weit bis zu unserem Übernachtungsstopp in Glashütten war. Unsere abendliche Pasta schmeckte nach dieser ca. 20 km langen Tagesetappe dann auch besonders gut!

Am nächsten Morgen ging es mit etwas Muskelkater, aber ausgeschlafen, zur zweiten Hälfte des Weges.

Glashütten entstand durch den Bau der namensgebenden Glashütte und dieses Erbe zeigt sich auch im weiteren Verlauf des Weges, denn der Taunus Schinderhannes Steig verläuft nun ein Stück über den WaldGLASweg. Auf diesem Abschnitt des Weges gibt es verschiedene Glasskulpturen und Infotafeln über die Glasmacherei und es ist ein Abstecher zu den gut erhaltenen Ruinen des Glasofens möglich.

Auch der Obergermanisch-Raetische Limes, der römische Grenzwall, der auch UNESCO-Welterbe ist, ist in diesem Teil des Weges gut erhalten und sichtbar. Auf diesem Abschnitt verläuft der Taunus Schinderhannes Pfad auf der gleichen Stecke wie der Limeserlebnispfad bis hinauf zum Roten Kreuz.

Spannende Einblicke in die Geschichte © Sarah Menzebach

Der Anstieg von Glashütten zum Roten Kreuz ist dabei nicht zu unterschätzen, es geht steil bergauf, sodass wir ordentlich ins Schwitzen gekommen sind. Ab dem Roten Kreuz ist die Wegeführung wieder entspannter und wir genießen den Wald um uns herum.

Ein Abstecher zum Zacken mit seiner spektakulären Aussicht, der oft Fotomotiv bei besonders schönen Sonnenuntergängen ist, durften wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn dafür ein kleiner Umweg erorderlich war. Aber auch ohne den Aussichtspunkt anzusteuern, zeigt sich durch eine Lücke in den Bäumen dann und wann ein Ausblick, beispielsweise auf die Burgruine Oberreifenberg oder den Großen Feldberg und kurz vor Seelenberg sehen wir zwei Rehe, die durch den Wald springen.

Kurz hinter Seelenberg liegt Pferdeduft in der Luft, denn der Taunus Schinderhannes Steig führt hier vorbei am Islandpferdegestüt Akazienhof.

Eines der beliebtesten Fotomotive im Taunus - Der Zacken © Sarah Menzebach

Ein weiterer Aufstieg, der sich lohnt, ist hinauf zum Pferdskopf und dann weiter hinauf auf den 34 m hohen Aussichtsturm. Der Blick von dort oben ist einfach fantastisch, man kann sowohl den Großen Feldberg wie auch das Usinger Land weit überblicken. Definitiv mein Highlight der Wanderung!

Vom Pferdskopfturm aus haben wir es fast geschafft – es geht abwärts bis ins idyllische Treisberg und von dort aus zur Kirchenruine Landstein, die gleichzeitig der Endpunkt unserer Wanderung ist. Glücklich und natürlich auch etwas erschöpft genießen wir das Gefühl, es geschafft zu haben. Es war eine wirklich abwechslungsreiche Wanderung, die durch viele schöne Waldabschnitte führt. Dabei sollte man allerdings die Höhenmeter nicht unterschätzen – der Weg verläuft einmal über den Taunuskamm und entsprechend sind die Anstiege. Aber es lohnt sich! Für ein Wanderwochenende ist der Taunus Schinderhannes Pfad bestens geeignet, er kann aber auch in vier einzelnen und entsprechend kürzeren Etappen, häufig mit ÖPNV-Anschluss, gewandert werden.

Sagenhaft schön ist die Aussicht vom Pferdskopfturm © Sarah Menzebach

Die Autorin

Sarah Menzebach
Als gebürtige Sauerländerin ist Sarah quasi mit Wanderschuhen auf die Welt gekommen. Seit 2018 entdeckt sie den Taunus für den Taunus Touristik Service.
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