Dippegugger im Gasthaus Zur Frischen Quelle

Hier ist Kochen noch Familiensache
Das Usinger Land zeichnet sich durch grünhügelige Landschaften aus und genau hier findest Du eine Institution in Sachen guter Geschmack: Das Gasthaus „Zur Frischen Quelle“ in Grävenwiesbach-Laubach.
 

Während der Fahrt nach Grävenwiesbach/Laubach zum Gasthaus von Robin Schubert komme ich an allerlei Feldern, Schafherden und glücklichen Kühen, die auf großen Wiesen grasen vorbei. Während ich über die Landstraßen fahre, kommt es mir so vor, als ob die Zeit hier ein bisschen langsamer laufen würde. Im Herzen Laubachs steht das Fachwerkhäuschen der Familie Schubert, die hier seit etwa 120 Jahren ihr Gasthaus betreibt. Neben dem kleinen Pensionsbetrieb lockt vor allem die Küche nicht nur Einheimische in den kleinen Ort. Mit seinen blauen Fachwerkbalken ist das Haus ein echter Blickfang und an der Seite des Gebäudes kann man gut erkennen, dass dieses Haus schon viele Geschichten erlebt hat.
Ein traditionelles, regionales Gasthaus wie das „Zur frischen Quelle“ ist häufig ein zweites Wohnzimmer für seine Gäste. Im Saal wird gelacht, getanzt und gefeiert und die Betreiber begleiten nicht selten die großen Ereignisse der Einheimischen. Ob Taufe, Geburtstag oder Hochzeit: Familie Schubert hat zahlreiche Familien aus dem Ort durch alle großen Ereignisse des Lebens begleitet und verköstigt.

© Christina Marx
Hier ist Kochen Familiensache

Dass Kochen hier Familiensache ist, sieht man daran, dass Robin Schubert das Lokal bereits in der vierten Generation führt. Und doch steuerte jede Generation das Haus in eine andere Richtung: Zu Zeiten von Robins Eltern lag der Schwerpunkt noch bei Busreisegruppen. Die Küche setzte auf Klassiker der regionalen Küche. 

Heute legt der gelernte Koch und Konditor sein Hauptaugenmerk auf die Verbindung von althergebrachten Rezepten und Zutaten mit zahlreichen modernen Elementen. Und weil er viel Wert auf die Verwendung regionaler Produkte legt, wurde er sogar als eins von 21 Restaurants im Taunus von „Hessen á la Carte“ zertifiziert.
In der Küche angekommen, zeigt mir Robin ein Familienrezept, das seit Generationen in seiner Familie weitergegeben wird: Gehitschel. Gehitschel ist eine Beilage mit Kartoffeln und Sauerkraut, die schon seine Oma gerne in der Familie und im Lokal gekocht hat. Doch während es von seiner Oma noch mit grober Bratwurst oder Kassler serviert wurde, findet man es heute bei ihm auf der Herbstsaisonkarte auch gerne als Variation mit gebratenem Zander, krosser Haxe oder vegetarisch mit gebackenem Handkäse.

© Leonie Maibach
Groß geworden zwischen Töpfen und Pfannen

Während Speck und Zwiebeln in der Pfanne zischend braten und den ganzen Raum in einen leckeren Duft hüllen, verrät mir Robin, dass er eigentlich gar nicht in die Fußstapfen der Familie treten wollte. Als er klein war, war sein Wunsch Baggerfahrer zu werden, auch wenn er zwischen Töpfen und Pfannen groß geworden ist.

Zum Glück hat er sich dann doch anders entschieden. Nach seiner Ausbildung zum Koch war der Wissensdurst noch nicht gestillt, erzählt er und hängte noch eine Ausbildung zum Konditor im Café Kreiner in Königstein und eine Ausbildung zum Patissier in der Schweiz an. Das freut – wie könnte es anders sein – vor allem die Gäste, die beispielsweise in den Genuss seiner selbstgemachten Windbeutel kommen.

Auch die Brötchen für das Frühstück der Pensionsgäste werden von ihm frisch gebacken. Selbstverständlich kommen auch bei den gebackenen Köstlichkeiten regionale Produkte zum Einsatz. Das Mehl etwa kommt aus Amends Mühle im nahegelegenen Braunfels.  

© Leonie Maibach

Wer sich mal etwas ganz Besonderes gönnen möchte, dem empfehle ich unbedingt das Hessen Menü, das Robin immer an die regionalen und saisonalen Besonderheiten anpasst. Auch ich lasse mir dieses heute schmecken.

Und hier noch das Familienrezept;

Gehitschel:

500 g mildes Sauerkraut
750 g mehlig kochende Kartoffeln
100 ml Milch
80 g Butter
½ Zwiebel
Salz, Pfeffer, Muskat, Kümmel, Zucker
Weißwein (Riesling)

Die Kartoffeln waschen, schälen und in groben Stücken im gesalzenen Wasser 20 Minuten lang garen. Abgießen, mit Butter zerstampfen, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen und mit einem Schneebesen so viel kochende Milch unterschlagen, bis ein nicht zu weiches Püree entstanden ist.
Nun den Speck und die gewürfelten Zwiebeln in einem Topf mit etwas Butter oder Öl glasig braten, das Sauerkraut mit Lorbeerblättern, Wacholderbeeren und Kümmel dazugeben und sofort mit Riesling ablöschen. Mit dem Deckel bei milder Hitze erwärmen. Anschließend wird das Sauerkraut unter das Püree gehoben. Eine besondere Note bekommt das Gehitschel, wenn man etwas Apfelkompott oder einen frischen Apfel dazu gibt.

Die Autorin

Leonie Maibach
Seit 15 Jahren ist Leonie Teil des Taunus Touristik Service. Als "Wehrheimer Määdsche" ist sie zwischen römischen Zeitzeugnissen und Apfelbäumen groß geworden. Die meisten Sehenswürdigkeiten kennt sie seit Kindertagen. Die Begeisterung für diese gibt sie heute an ihre eigenen Kinder weiter.
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