Durch das Dickicht des Dickschieder Wildwechsels

Das Wanderwegenetz im Taunus ist seit geraumer Zeit um einige Highlights reicher. Grund hierfür sind die sogenannten Wisper Trails – 16 Rundwanderwege in Premiumqualität, welche die Welterbestätten Obergermanisch-Raetischer Limes und Oberes Mittelrheintal und damit die Urlaubsregionen Rheingau und Taunus miteinander verbinden.
Der Dickschieder Wildwechsel ist etwas für Wanderer,
die steile An- und Abstiege nicht scheuen.

Teil des zertifizierten Wegenetzes im Taunus ist der „Dickschieder Wildwechsel“, ein 13,6 Kilometer langer Weg auf der Gemarkung der Gemeinde Heidenrod, von dem Wanderpapst Manuel Andrack einst mit den folgenden Worten schwärmte: „Das ist eine der schönsten Touren, die ich je gegangen bin.“

Doch hält der Weg, was er verspricht? Auf der Website der Wisper Trails heißt es: „Der Dickschieder Wildwechsel ist etwas für Wanderer, die steile An- und Abstiege nicht scheuen. Sie werden für die Mühen auch reichlich belohnt. Tief eingeschnittene Kerbtäler und großartige Ausblicke machen das Wandererlebnis auf diesem knackigen Weg unvergesslich. Rehe, Wildschweine und vor allem Hirsche sind keine Seltenheit auf diesem Weg.“

Nun ja, fit bin ich. Und sehenswerte Landschaftspanoramen und tierische Begegnungen mochte ich auf meinen Wandertouren schon immer. Also auf in den Wispertaunus! Da auch zwei meiner Freunde Lust auf die Tour haben, sind wir letztlich zu dritt unterwegs.

© Marius David
Also auf in die Natur des Wispertaunus!

Schon die Anfahrt zum Startpunkt der Tour ins beschauliche Dickschied ist ein Erlebnis. Kurvige, enge Straßen, wildromantische Täler und kaum eine Menschenseele unterwegs – hier ist der Taunus noch ein echtes Abenteuer!

Nachdem das Auto geparkt und die Wanderschuhe geschnürt sind, klärt eine Hinweistafel über die großen und kleinen Highlights der rund fünf Stunden langen Wandertour auf. Das dabei abgebildete Höhenprofil lässt in der Tat einige Anstrengungen vermuten.

Der Einstieg der Tour ist jedoch eher als gemütlich anzusehen. Über einen Wiesenweg geht es leicht bergab in Richtung des Falkenhof.

© Marius David

Wenig später führt die Wegstrecke zum ersten Mal in den Wald, wo bereits nach wenigen hundert Metern das Dickschieder Fenster wartet. Hier bilden zwei Eichen ein natürliches Passpartout, in das sich die Häuser von Geroldstein einfügen. Ein Landschaftsbild wie ein Gemälde! Toll!

Ähnlich spektakulär ist der nachfolgende Aussichtspunkt, den man gut eine halbe Stunde später erreicht. Hier dienen erneut die Häuser von Geroldstein als prächtige Kulisse, die sich am Ende eines steilen Abhanges in ein enges Tal drängen.

Durch dichten Wald geht es im weiteren Verlauf in Richtung des gut 450 Meter hohen Atzmann, von dem man per Abkürzung wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour gelangt. Wir denken jedoch nicht daran, das bis hierhin sehr kurzweilige Wandererlebnis abzubrechen. Stattdessen spielen wir mit dem Gedanken, eine Pause bei den „Zwillingsbänken“ einzulegen.

Diese Pause machen wir jedoch erst ein wenig später, nachdem wir den idyllischen Mehrbach über Trittsteine überquert haben. Wir rasten wie ein König, denn wir strecken unsere Beine hinab vom Wisperthron, der – als wir ihn ersteigen – von der Mittagssonne angestrahlt wird. Herrlich!

Gestärkt nehmen wir die zweite Hälfte des Weges in Angriff. Dabei erreichen wir nach einem moderaten Anstieg den Spitzlei, ein Felsmassiv unter knochigen Eichen, das seine ganz eigene, mystisch-verwunschene Stimmung besitzt.

Entspannen auf dem Wisperthron © Marius David
Der Lei ist das zentrale Element eines Abschnittes, der (so viel sei verraten) den quirligsten Teil der Tour markiert. Denn kaum hat man den Felsen mit seinen mit Moos bewachsenen Oberflächen und Schutthalden überquert, wartet ein schmaler Pfad, der an alpine Bergtouren erinnert und daher Trittsicherheit erfordert.
Der Name wird Programm...

Hat man den Slalom durch die Bäume gemeistert, ist man im Herzbachtal angelangt. Hier hat die Wandertour ihren tiefsten Punkt erreicht. Auf einer geraden Wegeführung geht es am Wasser entlang durch den Talgrund. Hier sollte man es gemächlich angehen lassen, denn der nachfolgende Anstieg ist kräftezehrend. Und hier werden wir nach den zahlreichen Hochsitzen und tierischen Hinterlassenschaften nachhaltig daran erinnert, warum der Weg seinen Namen trägt. Aufgeschreckt durch unsere tiefe Atmung schrecken gleich zwei junge Rehe aus dem Dickicht. Ein Wildwechsel!

Die nötige Power für den Rest des Weges holen wir uns bei einer Rast auf der Erich-Fischer-Bank, nach der es lange Zeit gemütlich bis zur letzten Talsohle geht. Hier gilt es abermals ein kleines Gewässer über Trittsteine zu überqueren. Dann folgt der finale Anstieg, den wir nach gut einer Viertelstunde gemeistert haben. Ein wenig außer Puste, aber überglücklich, erreichen wir den Ausgangspunkt der Tour.

© Marius David

Der Autor

Marius David
Als waschechter Rheingauer Bub kam Marius im Jahr 2014 zum Taunus Touristik Service. Aus dem Frankfurter Großstadttrubel zieht es den passionierten Radfahrer und Wanderer regelmäßig in die Wälder des Mittelgebirges, die er mittlerweile mindestens genauso liebt wie Vater Rhein und die angrenzenden Weinberge.
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